Donnerstag, 24. Dezember 2020

 "die Sekunden scheinen an mir vorbei zu rauschen, wie Sand durch eine Zeituhr.

Ich kann sie nicht halten und wenn ich ihnen hinterhertrauere verliere ich nur noch mehr.

Also Versuche ich mich auf den Moment zu konzentrieren und jede Sekunde zu genießen"

https://m.youtube.com/watch?v=v-QD7vaHQgY

 
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. (Roemer 13)

 

ich fühle in Bildern

Ich liebe diese verrückte Zeit.

Lass uns unsere besten Kleider anziehen und tanzen, in den Straßen und mit Eiscreme. 

Lasst uns Musik spielen, in den Häusern, in den Gassen, in den Bergen und auf See, 

Lasst uns gemeinsam Lieder singen.


Ich weiss noch genau, wie ich mit 8 Jahren mit meinen Eltern zum Sonnenuntergang an einem Dorfplatz in Spanien saß, Menschen spielten Musik und Menschen schauten zu, 

Ich erinnere mich an das kribbeln in meinem ganzen Körper, ich wollte tanzen, mich mit den tönen bewegen und ihnen Figur und Ausdruck geben, 

ich wollte so sehr, doch keiner bewegte sich, und ich kleines Kind ich schämte mich für meinen kindischen Impuls und setzte mich wieder hin, ich spürte wie etwas wildes, etwas freies in mir litt.

Meine Mutter machte mich in genau diesem Moment aufmerksam, sie sagte, wie schön es war, als wir noch jünger waren und bei jeder Gelegenheit in Tanz und Jubel aufgingen, wenn irgendwo musiziert wurde, voller vertrauen, Liebe und ohne jede Scham

Damals wollte ich erwachsen wirken und war stolz auf meine Fähigkeit, mich zu beherrschen.

 

 https://www.youtube.com/watch?v=34B-2ym9Dys

 

doch heute spüre ich wieder dieses kribbeln, dieses wallen im ganzen Körper, will Farbe auf den Asphalt verteilen, will mich ungeniert bewegen, will lachen. will geben und nehmen ohne Schuldgefühle, ohne Aufwertung

 

ich liebe diese verrückte zeit, 

aus allen Gassen kommen nackte Wesen, 

kommen gekrochen und gebückt, kommen auf Zehenspitzen, kommen verwirrt,  kommen geschwächt, 

doch sie kommen, wir kommen alle zusammen, 

viele am harten Boden der Wahrheit angekommen, zerbrechlich, zerbrochen, verletzlich, verletzt.

Viele nach langen anstrengenden Reisen, 

und so begegnen wir uns , 

es ist nicht mehr wichtig, was die Welt über mich denkt, 

es ich nicht mehr wichtig, ob du mich magst, 

es ist nicht mehr notwendig, das wir zusammen sind, 

und genau darum kommen wir wirklich zusammen,

 

https://www.youtube.com/watch?v=K8rQMkpHwvw

 

Die Sonne geht auf, und helles,bläuliches licht vertreibt den morgendlichen Nebel, der Mond wacht noch am Himmel und die vögel beginnen zu singen

Alles ist wie immer, wie eh und je, die Bäume, die Straßen, die Häuser, 

Ich sehe aus, wie gestern, wie letztes Jahr, habe Hände, habe Augen, bin Mensch, 

Alles ist, rein optisch, vertraut, 

und dennoch ist nichts mehr wie es wahr.

Alles fühlt sich anders an, ich fühle in Bildern, in Tönen, 

die Seele spricht durch die Materie, 

wo alles unverändert scheint, ist alles neu.

Weniger Fremd. Weniger Fern. 

 

 https://www.youtube.com/watch?v=xBgRDPpT_P8

 

Und so stehen wir heute wieder versammelt am Dorfplatz, nackte strahlende Gestalten, 

Augen die inneres erblicken und mitteilen, keine Schleier, keine Masken, keine Scham, keine Angst, 

nur Musik und der Tanz

und langsam kommen sich die Körper näher 

 

Ich fühle in Bildern.

Samstag, 5. Dezember 2020

 Mir hat Mal jemand eine Geschichte erzählt.

Sie ging auf eine Wanderung hoch oben in die Berge. Schnee, Eis, ein Gruppe Wanderer und 2 Guides.

Die Guides mahnte die Gruppe gut in sich zu fühlen und ehrlich und offen darüber zu kommunizieren wo ihre Grenzen sind.

Die Wanderung würde weiss Gott kein Spaziergang.

Sie baten darum frühzeitig die Gruppe zu informieren, wenn sie an Kraft verlieren, damit wenigstens noch genug Kraft für den Abstieg aufgebracht werden könnte.

Es wäre kein Versagen oder Zeichen von Schwäche, im Angesicht des Egos bräuchte es eventuell sogar mehr Mut und Selbstüberwindung sich seine Grenzen einzugestehen und nicht aus falschem stolz weiter zu gehen und zu leiden um am Ende Abseits des Weges zu sterben.


Ich erinnere mich dieser Geschichte.


Auch ich habe eine Reise angetreten,

Auf einen hohen Berg und auch für mich gilt in diesem Fall die Frage nach meinem eigenen Tempo meinen eigenen Kräften.

Jeder geht diese Reise für sich und sich an anderen zu messen und über oder auch unter seinen Fähigkeiten zu gehen kann lebensgefährlich werden.

Mich zu überschätzen oder im falschen Moment prahlen zu wollen kann schwere Folgen haben.

Es ist kein Wettbewerb, ich mache eine Pause und komme wieder zu Kräften.

Doch zulange sitzen und schlafen kühlt den Körper aus und schwächt ihn. Es wird nicht wärmer wenn ich warte uns die Steigung flacht nicht ab.

Ich habe mich für den Berg entschieden und es gibt keinen Weg zurück, die Sehnsucht nach frischem Wind und wilder Natur treibt mich weiter.

Ich bin verantwortlich für meine Schritte und gefährde die Gruppe wenn ich mich überschätze. Ich kann nicht mehr geben als ich habe, aber wenn ich im Wahn mehr nehme als ich brauche, bin ich nicht tragbar und muss die Gruppe verlassen.

Manchmal im Schneesturm verliere ich allen Mut und fühle nur noch Schmerz und Sinnlosigkeit. Dann sitzen zu bleiben wäre der sichere tot. Dann kommt es vor, dass jemand ein Stück mein Gepäck trägt und mir zu spricht, nicht aufzugeben. Ich muss es aber wieder selbst auf meine Schultern setzen, denn meine Weggefährten haben ihr eigenes Gepäck zu tragen. Manchmal trage auch ich mehr Last als meine eigene. Ich muss sie wieder zurückgeben denn sonst breche ich zusammen. 

Manchmal treibt das Adrenalin mich voran und ich nehme die Schönheit des Weges nicht mehr war. Dann nicht innezuhalten und Wärme und Freude zu sammeln wäre vertane Mühe.

Manchmal gehe ich ein Stück mit anderen und dann wieder ein Stück alleine. Doch stets geht jeder für sich. Wir können nicht für jemand anderen gehen. Nicht ich für dich, nicht du für mich. Ist keiner bei mir, muss ich mir selbst zusprechen und aus den gesammelten Momenten zehren. 

Mal geht es steil bergauf und Mal liegt ein seichtes Tal vor mir.

So gehe ich weiter 

Trotz Angst, trotz Ungewissheit

Ich habe viel zu lernen und immer wieder in mich zu hören.

Es gibt auf dieser Reise keinen Guide, keinen verantwortlichen den ich bezahlen kann mich ans Ziel zu bringen.

Buen camino