Guten Morgen, otra vez.
Guten Morgen.
Sieh, eine NAcht ist vorbei.
Hast du geschlafen?
Lang Genug?
Tief genug?
Neuanfang.
Otra Vez. Ein weiteres Mal.
Die Angst vor der Dunkelheit,
Vorm Schutzlos, alleine, die Augen geschlossen sich dem Unbekannten hingeben.
Lieber schon beim nächsten Morgen sein wollen. Der Morgendämmerung entgegen sehnend.
Die Angst vor dem Unbekannten,
Den Wünschen und Träumen, den Sorgen, allem Verdrängten.
Die Angst vor der Konfrontation mit der Lüge der warmen, hellen Tage.
Je Größer die Lüge, so Größer die Angst.
Die Angst vor dem Scheitern, dem Fallen,
vor dem Zweifel.
Die Angst, die Nacht nicht zu überleben, nie mehr wieder aufzuwachen,
Das Licht zu vergessen, den Glauben zu verlieren, die Hoffnung, die Liebe, sich selbst.
Sie bleiben wach.
Erleuchten die Nacht,
berauschen sich, betäuben die Schrecken und Ängste.
Sie Mogeln sich durch,
wiegen sich in Sicherheit, in trauter Zweisamkeit.
Sie zahlen mit ihrer Freiheit,
Mit ihrem Leben, mit ihrem Fortschritt.
Sie bleiben stehen,
Machen sich sesshaft, begben sich in Sess-Haft.
Sie hängen Bilder an die Wände,
und stellen Blumen auf die Tische,
Machen es sich warm, weich und gemütich.
Sie verkümmern, verhärten, erblinden.
Sie sind stätig beschäftigt, um sich vor sich selbst zu verstecken,
stätig bedacht, irgendetwas zu tun, irgendwo hinzugehen, irgendwann Belohnung zu finden.
Ihre Konstrukte sind ihr Gefängnisse geworden, und ihr Leben in diesen Gefängnissen, sind ihre Realität geworden.
Warme, weiche, gemütliche Gefängnisse.
Es braucht nicht mal Tore oder Gitter, es braucht keine Wachen,
Sie sind freiwillig in ihren Zellen und gar dankbar, das man sie Füttert.
Das ist der Mensch, wie er sich seine Welt geschaffen hat.
Wir?
Ihr?
Sie?
Du?
Du bleibst wach.
Du bleibst in deinem Haus, machst die Heizung an,
greifst zur Pille für traumlosen Schlaf.
Es ist so leicht.
Es ist so leicht, wenn alles recht ist.
Eiskalt.
Es ist Eiskalt da draußen
und ihr kuschelt euch zusammen und leugnet die Kälte.
Ihr beißt die Zähne zusammen und friert, lächeln.
Ihr habt Ränder unter den Augen,
und ihr vertuscht auch das.
Ihr seid steif und hart vom Schlafentzug, und rennt davon, verbiegt euch, quält euch um nicht aufzufliegen.
Ihr seid taub vom Missbrauch von allem, das schön ist.
Statt mit Musik und Wein das lebendige Leben zu feiern,
missbraucht ihr, verfehlt ihr den Sinn, benutzt ihr die Schönheit,
um eure eigene hässlichkeit nicht anzusehen.
um euch zu schmücken und von euch abzulenken,
um die Ilusion vom schönen Leben
im warmen, weichen gemütlichen Gefängnis
aufrecht zu erhalten.
Es ist so leicht.
Und wer nicht mitmacht,
jeder der aus der Reihe tanzt,
jeder Verrückende, Verrückte, Nicht-zu-Recht-gerückte,
ist eine Gefahr,
und
wird belächelt, verurteilt, ermordet.
Die Angst ist das Zuhause geworden,
und der Morgen dannach ist schon verplant.
Wer sich jetzt aus der Sess-haft befreien will,
muss Zuhause und Pläne hinter sich lassen,
muss aufstehen aus dem Ohrensessel,
muss sich der eisigen Kälte da draußen stellen.
Wer sich entscheidet jetzt weiter zu gehen,
Schritte zu gehen,
Türen zu benutzen und sich in die Nacht zu wagen,
wird Mut brauchen und lernen müssen.
Wird nie wissen, was ihn erwartet, wird leiden.
Die NAcht ist tief und lang,
und wenn wir lang genug, und tief genug wandern,
wenn wir bereit sind uns nackt allen Ängsten zu stellen, die die NAcht zu bieten hat,
dann wird ein neuer Morgen kommen,
und dann feiern wir die Freiheit.
Und wabnen uns für die kommende Nacht.
Gute Nacht.
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