Sonntag, 1. Dezember 2019


Meine Reise begann vor vielen hundert Tagen, und führte mich lange zeit durch eine Welt die stets gut zu mir war und in der mir an materiellem nie etwas fehlte. Ich habe nie hunger oder krieg erlebt, nie war ich lebensbedrohlichen Krankheiten, Seuchen, Katastrophen ausgesetzt, nie hatte ich keine Kleider zum anziehen und niemals hätte es niemanden gegeben, an den ich mich hätte wenden können, hätte ich es gewollt.
Und dennoch habe ich mich immer wie ein Beobachter gefühlt, der das geschehen von außen betrachtet, aber nicht dazugehört.
Als ich klein war habe ich mich schlecht gefühlt deswegen, dachte mit mir stimmt etwas nicht, habe versucht mich anzupassen, unters Volk zu mischen, mitzumachen, dabei zu sein, mich zu verstellen…
über all das habe ich dann tatsächlich vergessen wer ich eigentlich bin, zwischen all den Masken den Überblick verloren. Mich gequält und verstümmelt.
Nur meine innere Stimme, die war immer da, die Stimme die mir ohne mir jegliche Chance des Widerspruchs zu lassen,erst nur ein Gefühl vermittelt hat, und später immer mehr Worte und Bilder, für das, was die Welt betrifft, nur diese stimme, hat mich durch die zeit der Verwirrung immer wieder angerufen und klar,wenn auch ruhig, gesagt, „hab keine angst“.
Ich hatte keine Wahl, ich habe keine Entscheidung getroffen, diesen weg zu gehen, es gibt keine alternative, nur diesen Pfad der mich durch dir Schluchten und Täler , über Berge und Meere  des Geistlichen, Emotionalen, Sozialen, Lebendigen, echten Lebens führt. Durch die Dunkelheit , durch blendendes Licht. Immer weiter, selber wachsend, lernend, reifend, scheiternd und neu beginnend.
Ich habe gelitten und durfte schmerzlichst lernen, das verstehen nicht mit lernen zu tun hat, das ich hunderte male lesen und erklären kann, wie ich lieben und leben sollte, all das aber mich nur noch voller macht, mit Wörtern und vergleichen, das es aber nicht darum geht, irgendwem zu zeigen, was ich kann, sondern ganz einfach, ganz klar, ganz unromantisch, einfach nur ich selbst zu sein.
Ich will nicht sagen, dass ich physisch alleine war, oder das ich nicht gesehen und gefühlt habe, oder es jetzt sehe, das ich umgeben war, immer, von Menschen die mich aufrichtig ansahen und in meinen Augen stets sahen, das da etwas glüht, das etwas zu erzählen hat.
Ich meine euch.
Euch die, die diese Worte lesen, euch die , die sich angesprochen fühlen, euch die, die ihr euch immer wieder an meiner Seite gefunden habt und deren leben auf ewig durch Begegnungen und Gespräche, durch liebenden Austausch mit dem meinem leben verwoben sind.
Nach vielen Jahren des Irrens und Sortierens, des umherstreifens auf der suche nach anderen die meine Sehnsucht teilen, nach einem Ort an dem ich ankommen kann ohne mich festlegen zu müssen, nach einem Ort, an dem die allgemeingültigen Normen und werte, gesetzte und Ansichten, nicht von Bedeutung sind, sondern Menschen sich in liebe und ohne angst begegnen und miteinander sind, ein jeder als eigenes vollständigen Wesen, gemeinsam als starke, sich bereichernde Gemeinschaft.
Nach all diesen Jahren, habe ich fast aufgegeben, als ich mich nach langer zeit wiederfand an einem Ort, an dem es unumgänglich war, nicht ich selbst zu sein. Es gab keine Norm, an der ich mich hätte entlaghangeln können, ich wurde gezwungen oder ermutigt, dazu eingeladen, mich auszuziehen und sprichwörtlich nackt vor mich und die Masse zu treten, und mich selbst zu erkennen.
Ich danke dafür.

Und jetzt,
jetzt bin ich hier.
Ich kann selber kaum glauben, was die letzten Monate alles passiert ist.
Meine Fingernägel wachsen, und nicht s in mir zeigt Anzeichen, sie abzukauen, ich spüre meinen hunger und mein satt sein, meinen Körper kann ich fühlen und erkennen. Immer öfter spreche ich Wörter aus meinem Herzen, ohne mich zu fragen, was mein gegenüber wohl von mir hören will. Ich weiß, was ich will und nicht  nur, was ich nicht will.
Wieder leitete michm eine Stimme, wieder hatte ich keine Entscheidung zu treffen, vor mir war, ohne zweifel, dieser eine Weg. Ich vertraute und folgte dem Weg.
Ich musste Opfer bringen und mein neues Zuhause verlassen, Freunde und geliebte Menschen verabschieden , darauf vertrauend, dass nur dadurch irgendwer die Möglichkeit haben wird, überhaupt dem wahren Ich in mir je wieder begegnen zu könne, denn meine Seele wäre den Weg auch ohne mich gegangen.
Ich verließ den Ort, die Umgebung, Mein Leben dort, die Kinder, die Arbeit die ich voller liebe und aufrichtiger Überzeugung gemacht hatte.
Ging weiter, ohne zu hinterfragen, direkt hinein in den matschigen, mödrigen, nebligen Tümpel , hindurch, weiter durch Irrwege und immer wieder in Sackgassen, elend lange Staus, Raststätten, lauter lärmender stinkender Verkehr.
Ich ging, und wusste , Es ist der weg den ich gehen will.
Jetzt
Jetzt stehe ich in hier, auf einem Berg den ich noch nicht kenne, in die Sonne schauend, die immer die selbe war.
Ich weiß der weg wird ewig weiter gehen, und vertraue darauf, das ich wissen werde, was zu tun ist, wenn es zu tun ist, wenn ich nur ehrlich bleibe, und still, wenn ich zuhöre, dem was gehört werden muss.
Ich wage es kaum, an dieser stelle das Wort : ziel zu schreiben, denn welches ziel könnte ich erreichen wollen, als das des ewigen sich Veränderns, und Wachsens und lebendigen.
Ich mache weiter und fühle mich einig in dem.
Ich weiß nicht was kommt, doch gehe ich dem , mit offenen armen und offenem Herzen entgegen, bereit zu scheitern und wieder aufzustehen, sowohl wie liebend zu empfangen und zu teilen.

Winter


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