Mittwoch, 4. Dezember 2019

Wach auf, mach auf, komm rein


Ich liege wach in meinem Bett, die Sonne wird noch ein paar Stunden brauchen, bis sie hinter dem Horizont aufsteigt und meine Welt wieder mit ihrem warmen Licht beflutet und mit der Nacht, und der Dämmerung die tiefen und traumartigen Visionen für einen weiteren Tag mit dich nimmt.
Ich liege und fühle. Ich liege und sehe mich unter mir in meinem Bett liegen, ich liege dort, ganz friedlich, ich schlafe. Ich drehe mich um und lege meinen arm um mich. Wir beide, ich und ich, liegen dort, friedlich und still , liebend, vertrauen, sicher und wunderschön. Voller Respekt für einander.
Diesem Bild folgen Gedanken und Bilder,
Ich halte mich fern von Menschen und fern ihrer Körper. Fern Ihrer Berührung. Ich habe das zwar selbst gewählt und will es so, doch nicht aus Abscheu, sondern aus Schutz.
Woher kommt dieses Bild, was bedeutet es?
Ich spüre in mich hinein und erkenne, wie ruhig an einem Ort den ich bisher noch nicht wahrgenommen hatte, in einem Kaminzimmer ein Teil von mir lesend sitzt und atmet. Meine Sehnsucht nach Körperlicher Liebe, nach Berührung und Welt.
Es ist gemütlich dort wo sie sich aufhält, es gibt einen Sessel, für genau eine Person, es gibt Bücher und einen Kamin in dem Feuer brennt, die Wände sind hoch, so hoch das das es unwirklich erscheint, vor dem Sessel liegt ein Teppich.
Es gibt keine Fenster, die nach draußen zeigen, nur die Bücher, die Fenster in alle Welten, eine Kerze auf einem Tisch, wohltuende Stille.
Meine Sehnsucht hat sich eingerichtet und es sich warm gemacht, ihre Wunden geleckt und gelernt.

Sie Grüßt mich unerschrocken und vertraut, ich bin etwas verwirrt.
Sie legt ihr Buch beiseite und lädt mich hinein, Sie stellt sich vor und sagt, sie freue sich, dass wir uns wieder sähen, dass wir uns endlich mal in Frieden und in Würde begegnen.
Ich sage „ ich wusste gar nicht, das du noch lebst.“
Sie sagt „ ich war immer hier in dir, aber ich hatte mich verlaufen, in den Tiefen deiner Ängste und Schmerzen, ich hatte angst und wurde Starr, ich vergaß wer ich war, irrte umher ohne zu wissen, was ich bin und wie ich funktioniere. Ich litt erbärmlich unter meinen Fehlern, unter meinen Täuschungen, unter meiner Blindheit. Ich folgte den Worten derer, die mir sagten, wer ich sei, und litt, wurde taub.
Da entdeckte ich dieses Zimmer, mit letzter Mühe rettete ich mir hinein und Schloss die Tür, lange zeit verbrachte ich hier, ohne mich zu regen, ich wollte sterben. Doch allmählich spürte ich in mir wieder leben aufkommen, und eine tiefe Gewissheit, das ich wichtig bin. Das ich richtig bin. Ich wusste zwar noch immer nicht, was ich war, aber das es um so wichter wäre, dies herauszufinden und zu sein. Für uns. Verstehst du?“
Ich verstand. Ich erinnerte mich an die Dinge von denen Sie sprach - schmerzlich und scharf.
Und ich spürte, wie gut es tat, sie in meiner Nähe zu wissen, sie anzusehen, so klar und so warm, wie sie dort vor mir saß.
Ich fragte, wie es weiterging und sie erzählte:
„Ich belaß mich über die Sehnsüchte der Welt, über die Liebe, über das ver-lieben, das falsche lieben, über das krankhafte lieben und erkannte mich und meinen Schmerz in allen dieser Geschichten zu allen Zeiten der Welt wieder. Immer und immer wieder erkannte ich mich in jener Frau, in jenem Kind und erkannte meine Unterdrücker in allen Formen der Gesellschaft, der Macht und der Angst. Ich erkannte, das ich nicht falsch war, das ich nicht schlecht, war, das meine Natur nicht bösartig, schuldhaft oder sündig ist, sondern, das es die Menschen, die Gesellschaft, die Zivilisation, die Geschichte ist, die das aus mir macht, die das in mir sieht und die mich hat glauben lassen, das ich Das sei, was sie in mir sehen.
Ich war nun sicher in meinem Zimmerchen, was die Welt von mir dachte, konnte mir nun nichts mehr anhaben und in dieser Isolation und Sicherheit, war soviel Zeit mich selbst zu entdecken und zu erkennen. Ich begann ganz langsam mich selbst zu lieben und mich selbst zu achten, zu akzeptieren und zu sehen. Zu mir zu stehen. Mir zu verzeihen und der Welt zu verzeihen, ohne zu vergessen und meine Lehren daraus zu ziehen.
Und ich wusste, das wir uns eines Tages wieder sehen würden und dieses Gespräch führen würden. Ich wusste nicht wann und was es dazu brachte, ich wusste nur, das ich keine Angst mehr zu haben brauchte. Denn ich hatte mich erkannt und hatte immer und habe auch jetzt, ein Tiefes inneres Vertrauen, das wir alle, uns erkennen werden und zusammen finden werden. Stück für Stück und eins mit dem Anderen, und wir werden Du sein, Du wirst wir alle sein.“

Und da wurde mir klar, wie viel ich war, und wie wenig des Vielen ich bisher kannte,
in mir sind so viele dieser Räume, einige Türen sind geöffnet und hin und wieder begegnen sich ein oder zwei und gehen gemeinsam, tauschen sich aus.
Doch nun spüre ich , das dort noch Einige sind, die ihre Türen schon lange nicht mehr geöffnet haben und womöglich von innen keinen Riegel haben, am verhungern sind, am heilen sind, ihre Tode sterben, oder auch als bald, bereit sind hinaus zutreten und sich mir zu zeigen. Oh, ich habe noch einiges zu lernen und kennenzulernen. In mir und mit mir um mich herum.

1 Kommentar:

  1. danke für das teilen, die teilhabe an deinen gedanken, deinem handeln. shine on.

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